Wo China sich auf der Landkarte befindet, dürfte den meisten Menschen klar sein. Doch wie sieht es im Land selbst aus? Gibt es in China nur Reisfelder? Ich möchte euch heute China mal etwas genauer zeigen. Und auf die Frage eingehen, wie es am Montag (15. März 2021) zu einem Gewaltigen Sandsturm kommen konnte, der große Teile Nord-Ost Chinas betroffen hat.
Wenn man sich China aus dem All anschaut, fällt schnell auf, dass nur der Osten und Süden Chinas grün erscheint. Der Westen und vor allem der Nordwesten erscheint grau und sandig. Grund hierfür ist im Nordwesten die Taklamakanwüste (oben links im Bild in der Diashow), östlich davon die Wüste Gobi (oben rechts im Bild in der Diashow), die sich auch über den Süden der Mongolei erstreckt und deren Ausläufer bis nach Beijing im Osten Chinas reichen. Im Südwesten dagegen erstreckt sich das Himalaya Hochgebirge (unten links im Bild in der Diashow). Alle drei Regionen eignen sich denkbar schlecht für die Landwirtschaft.
Die Taklamakanwüste ist die zweitgrößte Sandwüste der Erde und nur extrem dünn besiedelt. Vor allem um die Sandwüste herum befinden sich Siedlungen. Auch die Seidenstraße verläuft am Rand der sandigen Wüste herum und nicht mitten durch, denn tagsüber können die Temperaturen dort auf stolze 62°C ansteigen. Trotz dessen erstaunt der Name dieser Wüste. Nach neuesten Forschungen zufolge, kommt der Name aus dem Uigurischen und bedeutet so viel wie „Land der Pappeln“. Der Name hat türkische und Persische Wurzeln. Auch wurden Überlieferungen gefunden, die belegen, dass es ungefähr bis ins Jahr 589 grüne Landstriche in dem Gebiet der heutigen Wüste gegeben haben muss.
Ursache für die heutige Wüste ist auf eine Klimaveränderung zurückzuführen. Im Vergleich zur Taklamakanwüste ist die Wüste Gobi eher steinig und teilweise steppenartig. Die Wüste Gobi ist eins der größten Wüstengebiete der Erde und besteht aus kleineren Wüstengebieten die zusammen die Wüste Gobi bilden. Die Gobiregion bietet durch die unterschiedlichen Teilwüsten mehr Leben für Tiere und Pflanzen, was auch dank mehr Niederschlags (vor allem im Osten) ein wenig Landwirtschaft zulässt. Die Randregionen der Gobi haben vor allem während der Kampagne des Großen Sprungs nach vorn in den Jahren von 1958 bis 1961 leiden müssen, da teilweise ganze Wälder vernichtet wurden.
Durch dieses Umweltfiasko breitete sich die Wüste mehr und mehr aus. Die chinesische Regierung ist seit 1978 dabei dem entgegen zu wirken und die Wüste zurückzudrängen. Dabei wird eine Mauer aus Bäumen entlang der Wüste gepflanzt und der Wüstensand wird mit Hilfe von Strohmatten und anderen Hilfsmitteln gehindert, vom Wind verweht zu werden. Die Mauer aus Wald und Sträuchern hat eine ungefähre Länge von 4500km und ist mehrere 100 Kilometer breit. Auch in den großen Städten wie Beijing, die direkt davon betroffen sind werden Grünflächen sowie Feuchtgebiete angelegt. Auf diese Art und Weise wurden mehrere Milliarden Bäume gepflanzt (Stand 2016 60 Milliarden). Aber auch in den Städten und Metropolen wird durch Baumpflanzungen ein kühleres Klima erreicht.
Da es im Frühjahr sehr trocken, aber dafür windig ist, gibt es beinahe jedes Jahr einen Sandsturm. Ähnlich wie die Winde in Europa ab und zu Sand bis nach Deutschland tragen, herrscht dann im Nordosten Chinas Staubalarm. Je nach stärke des Windes ist die Luft staubig oder man fühlt sich wie im Sandgebläse. Die exzessive Viehhaltung in der Mongolei führt zu Überweidung und dem Verlust des wertvollen Graslandes. Hauptursache ist die Haltung von Kaschmirziegen, die das Gras samt Wurzel verspeisen und somit zu immer mehr Erosion führen. So hat sich die Wüste in den letzten Jahren vermehrt nach Norden ausgebreitet. Während die chinesische Regierung alles daransetzt die Wüste zurückzudrängen, fehlt es der Mongolei vor allem an finanziellen Mitteln, um dagegen vorzugehen.
China hat inzwischen eine Fläche so groß wie Großbritannien mit Wald bepflanzt und die Sandstürme wurden dadurch schon massiv verringert. Doch vor allem in der Anfangszeit gepflanzte Monokulturen machen die neu angepflanzten Wälder anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Dem wird in den letzten Jahren mit Mischbepflanzung entgegen gewirkt.
Der enorme Sandsturm vom letzten Montag hatte als Hauptursache taifunstarke Winde aus Westen und Norden, die enorme Sandmengen nach Osten transportiert haben. Hinzu kam ein relativ trockenes Frühjahr. Dies führte dazu, dass teilweise die Sichtweite auf unter 100-300 Metern lag.
Die letzte landwirtschaftlich unrentable Zone ist die Hochebene Tibets bis in Himalaya. Das Terrain in dieser Zone ist ähnlich wie in den Alpen von extrem hohen Bergen (Mount Everest) gekennzeichnet. Jedoch erstreckt sich nördlich des Himalayas eine riesige Hochebene das sich in einer Höhe zwischen 4000 und 5000 Metern befindet und eine Fläche von ca. 2 Millionen Quadratkilometern vereinnahmt. Schon allein durch die enorme Höhe und den daraus resultierenden niedrigen Temperaturen im Winter machen es der Vegetation extrem schwierig zu überstehen.
das Changthang-Naturreservat nimmt davon mit ca. 300.000m² eine beachtliche Fläche ein und sorgt zum Schutz von unzähligen Tieren und Pflanzen. Dieses 1983 errichtete Reservat ist das zweitgrößte weltweit und hat seit Errichtung zur Erholung vieler Arten geführt.
Ebenso wie das Naturreservat befindet sich Lhasa, die Hauptstadt der autonomen Region Tibet, in der Hochgebirgsregion und ist eine der am höchstgelegenen Städte der Welt. In einer Höhe von ca. 3600m und einer Bevölkerung von knapp 500.000 Menschen bildet Lhasa eine der wichtigsten Kulturellen und wirtschaftlichen Zentren in dieser Region.
Diese drei Regionen bilden einen krassen Gegensatz zum Osten und Süden des Landes. Dies zeigt auch die Verteilung der Bevölkerung Chinas. So leben mind. 2/3 aller Chinesen im Osten des Landes und verteilen sich dort vor allem auf Städte wie Beijing, Shanghai und auf die Metropolregion von Guangzhou.
Mit wirtschaftlichen Aufbauhilfen und dem Zurückdrängen der Wüste, sowie Kanalbauten und Wasserleitungen versucht die chinesische Regierung auch den Westen des Landes zu stärken. Um das rasante Bevölkerungswachstum der Küstenregion zu stoppen, investiert die Regierung vermehrt in der Landesmitte (zB. Chongqing) und im Nordwesten in Ürümqi. Mit Solarparks und dem größten Windpark Chinas soll der Nordwesten Chinas wirtschaftlich gestärkt werden und mit sauberer Energie soll der Ausbreitung der Wüste entgegen gewirkt werden.