MaLv

Eine Lektion Chinesisch

Im Jahr 2016 lernte ich meine ersten Wörter Chinesisch. Wenn auch nicht sehr viel und gründlich. Schließlich war ich nur zwei Wochen in China auf einer Geschäftsreise. Dies änderte sich jedoch, nachdem klar war, dass ich längere Zeit mit China in Kontakt stehen würde. Grund hierfür war die sich entwickelnde Beziehung mit meiner Frau.

Doch aller Anfang ist schwer. Chinesisch hat so gar nichts mit den europäischen Sprachen zu tun. Man kann sich daher nicht herleiten aus einer Sprache, die man vielleicht in der Schule gelernt hat. So halfen weder meine Französischkenntnisse noch meine Deutsch- oder Englischkenntnisse weiter.

Wenn man Chinesisch lernen möchte fängt man also bei Null an. Hinzu kommt, dass die chinesische Sprache keine lateinischen Buchstaben verwendet und eine Silbensprache ist. So werden Wörter im Chinesischen aus Silben anstelle von Buchstaben gebildet. Dabei gibt es verschiedene Töne ähnlich der Verwendung der Apostrophe im Französischen oder bei Reimen.

Zum Erlernen hilft Pinyin ungemein viel. Pinyin ist die Romanisierung von Hochchinesisch in Festland China. Pinyin entspricht der Lautschrift, die wir aus dem Duden oder anderen Wörterbüchern in unseren Europäischen Sprachen kennen. Pinyin wurde erst 1956 in China beschlossen und eingeführt. Seit 2009 ist es auch in Taiwan offizieller Standard, jedoch nicht über all umgesetzt.

Es gibt Vier Töne und einen Neutralen Ton. Hier am Beispiel von „a“

ā : Gleichbleibende hohe Tonlage.
á : Ton steigt auf mittlere Tonhöhe an, ähnlich eines deutschen Fragesatzes.
ǎ : Ton fällt erst ab und steigt dann wieder leicht an.
à : Ton fällt abrupt von einem Hohen Niveau ab.
a : Ein leichter Ton, neutral, seit 2012 mit „•a“ gekennzeichnet

Wenn zwei Silben mit dem dritten Ton „ǎ“ aufeinander folgen, wird in der gesprochenen Sprache von der ersten Silbe der Ton zu einem zweiten Ton „á“ umgewandelt. Dies geschieht jedoch ausschließlich in der gesprochenen Sprache.

Beispiel:

Guten Tag
你好 (nǐ + hǎo)-> 你好 (ní hǎo)

Es ändert sich lediglich die Betonung. Im schriftlichen verändert sich nichts.

Für das Lernen ist das Umwandeln von chinesischen Schriftzeichen in Pinyin sehr hilfreich, da man so die Aussprache und auch Betonung sehr einfach erlernen kann. Auch wenn das Schriftzeichen einem zuvor unbekannt war.
Wenn man sich eine Weile mit den Schriftzeichen auseinandergesetzt hat, merkt man auch, dass viele Schriftzeichen aus verschiedenen Schriftzeichen zusammengesetzt sind.

Beispiel:

好 -> „女“ + „子“ (nǚ = Frau/Mädchen, zǐ = Junge/Sohn)

Zusammen ergibt es „hǎo“, was soviel wie „gut“ bedeutet.

Eine weitere Möglichkeit, sich chinesische Schriftzeichen leichter zu merken oder einordnen zu können, ist es auf Radikale zu achten. So fällt es einem zum Beispiel im Restaurant leichter zu verstehen, was welches Essen sein könnte. Auch wenn man keine Ahnung hat, was die einzelnen Gerichte sind oder was es tatsächlich ist.

Beispiel:

Wasser („水“ – „shui“)
Das Radikal von Wasser sind drei kleine Striche, welche bei Zeichen verwendet werden, die etwas mit Wasser zu tun haben. Wie zum Beispiel Suppe, Öl oder dergleichen.

Suppe („汤“ – „tāng“)
Öl/Fett („油“ – „yóu“)
Saft („汁“ – „zhī“)

Bei Speisekarten, die keine Bilder haben (eher die Ausnahme), ist das Essen in Kategorien sortiert. So findet man sehr einfach die Suppen in einer Gruppe. Wenn man dann noch die verschiedenen Arten von Fleisch (Schwein, Rind, Hammel, Fisch, Ente, Gans, Hühnchen, etc.) beherrscht, kann man schon das Essen bestellen, auch ohne exakt zu wissen, was die einzelnen Gerichte sonst noch so haben. Häufig findet man auch eine Kombination aus Suppe und Fleischsorte. Dann ist es beispielsweise eine Rindfleischsuppe.

Viele Wörter werden auch kombiniert, um ein neues Wort zu erhalten. Beispiele hierfür wären zum Beispiel Zug oder Computer.

Zug -> „火 – huǒ“ = „Feuer“ + „车 – chē“ = „Auto“

Computer -> „电 – diàn“ = „Elektro-“ + „脑 – nǎo“ = „Gehirn“

So ist der Zug das Feuerauto und der Computer ist das Elektrogehirn. Diese Art der Wortschöpfung spiegelt auch ein wenig die geschichtliche Entwicklung wieder. Des Weiteren hilft es Wörter einfacher zu verstehen und sich zu merken.

Doch trotz dieser vermeintlich einfachen Dingen, ist es am Ende trotzdem nicht so einfach die Chinesische Sprache zu erlernen. Auch wenn es sich so anhört, ist es viel Arbeit und ein langer Weg. Auch darf man nicht außer Acht lassen, dass es in China verschiedene Dialekte gibt, die teils Schriftzeichen verwenden, die in einem anderen Dialekt nicht vorhanden sind. So kann es dazu führen, dass ein Chinese aus Beijing (Mandarin) in Guangzhou (Kantonesischer Dialekt) einige Schriftzeichen weder lesen noch verstehen kann. Auch gibt es ein „Altchinesisch“ wie bei uns „Altdeutsch“. Auch das ist für die meisten Chinesen kaum oder gar nicht lesbar.

Dann gibt es noch Vereinfachtes Chinesisch und Traditionelles Chinesisch. Das vereinfachte Chinesisch (Kurzzeichen) wurden in den 1950er auf dem Festland eingeführt und vereinfachen die Schriftzeichen ungemein. Bei vielen Wörtern werden Teilstriche weggelassen oder es wurde so stark vereinfacht, dass es quasi ein komplett anderes Aussehen hat.

Deshalb ist es wichtig, dass man das richtige Chinesisch auswählt, bevor man mit dem Lernen anfängt. Das meist gesprochene Chinesisch ist das Mandarin Chinesisch (ca. 898 Millionen Muttersprachler und somit die Sprache mit den meisten Muttersprachler weltweit; Deutsch nur ca. 105 Millionen, Englisch ca. 340 Millionen aber mit ca. 1,75 Milliarden Sprechern). Kantonesisch dagegen hat „nur“ ca. 71 Millionen Muttersprachler. Wenn man geschäftlich oder privat mit Taiwan verbunden ist, sollte man das Traditionelle Chinesisch lernen anstatt das Vereinfachte Chinesisch.