VerboteneStadt

Erster Opiumkrieg

Der Weg Chinas vom Altertum zum modernen China, wie wir es heute kennen, war kein leichter. Die Chinesen selbst sahen sich in der Kaiserzeit, vor allem während der Ming- und Qing-Dynastie (die beiden letzten Dynastien) als Mittelpunkt der Welt umgeben von Barbaren. Dies kam vor allem durch das sich vollständige abschotten von der Außenwelt zum Ausdruck. Es wurde auf Handel und Austausch mit anderen Ländern weitestgehend verzichtet, da man die Barbaren als unwürdig ansah.

Mit der Ankunft der ersten Europäer änderte sich dies. China konnte sich von da an nicht mehr vor äußeren Einflüssen wehren. So erhielten die Portugiesen als erste europäische Handelsmacht Mitte des 16. Jahrhunderts das Recht einen dauerhaften Handelsposten in China zu errichten. Unter chinesischer Souveränität durften sie in Macau eine Siedlung errichten und Handel treiben. Dieser Handel war wie der Handel mit Indien höchst profitabel für die Portugiesen. 1635 zogen die Briten nach und erhielten die Erlaubnis in Guangzhou einen Handelsposten zu eröffnen. Auch der britische Handel wurde von chinesischer Seite stark reguliert und starken Einschränkungen unterworfen.

Zudem mussten sämtliche Waren über chinesische Zwischenhändler gehandelt werden und alle Waren in Silber bezahlt werden. Durch die gesteigerte Nachfrage nach Tee in Großbritannien wuchs das Handelsdefizit mehr und mehr. Denn Tee war längst ein unentbehrliches, tägliches Gut geworden. Um die Defizite auszugleichen, wurde mehr und mehr Opium aus Bengalen (geographische Region auf dem Staatsgebiet von Indien und Bangladesch) nach China verkauft. Die britische Ostindien-Kompanie besaß hierbei quasi das Monopol. Anfangs wurde Opium als reines Medizinisches Produkt gehandelt und die Nachfrage hielt sich in Grenzen. Da die Nachfrage weiter stieg, wurde 1799 ein Dekret von Kaiser Jiaqing unterzeichnet, welches den Import von Opium verbot. Doch Opium war längst nicht mehr nur ein medizinisches Produkt, sondern fand auch mehr und mehr als Genussmittel Verwendung.

China der Qing-Dynastie – Quelle: www.geschichte-in-5.de

Dadurch konnte das bestehende britische Handelsdefizit in einen Überschuss verwandelt werden. Dies Sorgte für den Abfluss des wertvollen Silbers aus China und belastete die Staatskasse. Auch die USA beteiligten sich mit minderwertigem türkischem Opium am lukrativen Markt. So stieg der teils geschmuggelte Import von Opium nach China auf 2553 Tonnen im Jahr 1839. Durch eine zeitgleiche Verteuerung des Silbers auf dem internationalen Markt spitzte sich die Lage in China zu. Produkte wurden teurer und die unteren Bevölkerungsschichten verarmten. Zugleich lähmte es die Wirtschaft Chinas. Dies veranlasste Kaiser Daoguang, der inzwischen an der Macht war, die Maßnahmen gegen den Opiumschmuggel zu intensivieren und so den Schmuggel zu unterbinden und den Genuss von Opium zu verbieten. Sichergestelltes Opium wurde vernichtet und Komsumwerkzeug wurde ebenfalls mit vernichtet.

Im März 1839 mussten schließlich die Briten sämtliches Opium herausrücken, um eine gewaltsame Herausgabe zu verhindern. So wurden schließlich 20.283 Kisten Opium (was einem Jahreshaushalt der Krone entsprach) öffentlich vernichtet. Ein Justizstreit verschärfte zudem das ohnehin schon angespannte Verhältnis beider Nationen. Und so kam es am 4. September 1839 zu einem ersten Gefecht bei Hong Kong zwischen britischen Schiffen und mehreren chinesischen Dschunken. Dieses erste Gefecht endete mit wenigen Verlusten auf beiden Seiten und stellte ein Unentschieden dar. Das zweite Gefecht fand dann am 3. November 1839 statt und war ein taktischer, britischer Sieg. Wurde jedoch als Sieg der Qing dem Kaiser gemeldet. Beide Flotten zogen sich im Anschluss an die Schlacht zurück.

Im Januar 1840 wurde schließlich die Entscheidung getroffen, Truppen nach China zu entsenden und die Flotte in China zu verstärken, um in den Krieg zu ziehen. Als Ende Juni die Flotte mit den Expeditionstruppen in China ankam, wurde der Qing-Regierung ein Ultimatum gestellt, um die bisher entstandenen Schäden durch den Handelsausfall mit Opium zu ersetzen. Dies wurde abgelehnt. Aufgrund der unterlegenen Ausrüstung der Qing-Flotte und der Landstreitkräfte, war der Kampf für die Qing-Armee deutlich verlustreicher. Zwar konnten die Briten Ende 1840 in Kanton (Guangzhou) mit Vertretern des Kaisers über eine Zahlung von sechs Millionen Silberdollar als Entschädigung für die Krone einigen, jedoch waren beide Seiten mit dem Ergebnis unzufrieden. Die britische Seite setzte daraufhin 1841 den Krieg fort. Dabei folgten die Briten der chinesischen Küstenlinie und bekämpften zahlreiche Verteidigungsstellungen der Qing-Armee.

Am 29. August 1842 wurde schließlich der Vertrag von Nanking unterzeichnet. Der Erste der sogenannten „Ungleichen Verträge“. China wurde darin gezwungen mehrere Küstenhäfen für den Handel zu öffnen, Hong Kong wurde an die Krone abgetreten und es mussten erhebliche Reparationszahlungen für die Krone geleistet werden. Es sollten bis 1845 insgesamt 21 Millionen Silberdollar gezahlt werden. Der Opiumhandel ist zwar im Vertrag nicht erwähnt worden, steigt aber nach der Unterzeichnung wieder deutlich an und verschärft ebenfalls die Lage Chinas.

Der Abschluss dieses Vertrags sorgte für einen Dominoeffekt welcher China in eine lang anhaltende Kriese stürzte. Die aufgezwungenen Silberzahlungen sorgten für eine weitere Verschlechterung der Währungskriese. Die Qing-Regierung musste den Prestigeverlust hinnehmen gegen Barbaren eine solche Demütigung zu erfahren. Und weitere europäische Länder konnten nun ebenso ihre Interessen ohne Gegenwehr China diktieren. Die Qing-Dynastie wurde dadurch ihrer Souveränität beraubt und verlor an Macht. Der Opiumhandel ist zwar im Vertrag nicht erwähnt worden, steigt aber nach der Unterzeichnung wieder deutlich an und verschärft ebenfalls die Lage Chinas.

Doch auch wenn der Opiumkrieg 1842 beendet wurde, versank China quasi bis 1949 in Chaos. Da von 1842-1949 in China zahlreiche weitere wichtige Ereignisse stattfanden, werde ich auf mehrere dieser Ereignisse wie im heutigen Beitrag in weiteren Beiträgen eingehen. Diese Zeit der Ungleichheit ist bis heute sehr tief im kollektiven Gedächtnis Chinas verankert und sorgt bis heute immer wieder für Spannungen und spiegelt sich ebenso in der Politik wider.