Torbogen

Handan

Handan (auf Chinesisch 邯郸市), ist eine auf den ersten Blick völlig unscheinbare Stadt in China. Quasi total unbekannt. Circa 450 Kilometer südwestlich von Beijing in der Provinz Hebei gelegen. In Deutschland zählt eine Stadt schon als Großstadt mit 500.000 Einwohnern. Für chinesische Verhältnisse würde man von einer eher kleinen Stadt reden. Doch Handan übertrifft mit seinen knapp 9,5 Millionen Einwohnern beinahe jede europäische Großstadt.

Doch warum schreibe ich hier eigentlich über Handan? Nun das ist relativ schnell und einfach erklärt. Handan ist die Heimatstadt meiner Ehefrau. Und so war ich nicht nur einmal in Handan zu Besuch bei meinen Schwiegereltern.

Die Stadt selbst verfügt über einen Bahnhof, der an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen ist und einen kleinen Flughafen. Wenn man die beiden Gebäude von der Größe her miteinander vergleicht, fällt auf, wo die Priorität bei öffentlichen Verkehrsmitteln liegt. Beim Ausbau der Infrastruktur für öffentlichen Verkehrsmitteln hat die chinesische Regierung eindeutig den Fokus auf das Schnellzugnetz gelegt. Dies schlägt sich bei der Dimension der Gebäude und bei den Ticketpreisen nieder. So ist der Flughafen in Handan deutlich kleiner als der Flughafen in Stuttgart und eher vergleichbar mit dem Provinzflughafen in Memmingen. Der Bahnhof dafür deutlich größer und die Ticketpreise für die Züge merklich günstiger als ein Flugticket.

Industriell gibt es vor allem eine größere Stahlindustrie in der Stadt und stahlverarbeitende Betriebe. Doch ansonsten spielt Handan eher eine untergeordnete Rolle im Vergleich zu Beijing, Shanghai oder Guangzhou. In der Vergangenheit war das mal anders, denn Handan ist eine der ältesten Städte Chinas und kann auf eine ca. 8000 jährige Geschichte zurückblicken.

Während dieser langen Geschichte trug Handan maßgeblich zur kulturellen Prägung Chinas bei. Dies wurde vor allem zur Zeit der Streitenden Reiche deutlich. Die Zeit der Streitenden Reiche wird eine Epoche von 475 v. Chr. bis 221 v. Chr. in der chinesischen Geschichte bezeichnet. Während dieser Epoche war Handan die Hauptstadt des Zhao Reiches. Während dieser Zeit kämpften die sieben Reiche (Chu, Han, Qi, Qin, Wei, Yan und Zhao) um die Vorherrschaft Chinas.

Mit der Besteigung des Throns des Qin-Reiches 247 v. Chr., begann der Eroberungskrieg von Zheng Ying. Circa 19 Jahre später, 228 v. Chr., fiel dann auch Handan in die Hände des Qin-Reiches. Nachdem im Jahr 221 v. Chr. schließlich alle Reiche in die Hände des Qin-Reiches gefallen waren, wurde Zheng Ying als Erster Kaiser von Chinas ausgerufen und herrschte nun unter dem Namen Qin Shi Huang Di (秦始皇帝 – Erster erhabener Gottkaiser von Qin). Dies war der Beginn der ersten Kaiserdynastie Chinas. Der Qin Dynastie. Dazu werde ich bei Gelegenheit auch einen Artikel schreiben.

Doch zurück nach Handan, bevor Zheng Ying das Zhao-Reich überrannte. Da das Zhao-Reich recht klein war und sich gegen mehrere andere Mächte zur Wehr setzen musste, wurden die nördlichen Grenzen mit Mauern gesichert. Diese Mauern bildeten später das Vorbild für die Große Chinesische Mauer. Um der Vernichtung durch das Qin-Reich zu entgehen entschied man sich einem Angriff zuvor zu kommen und griff das Qin-Reich direkt an. Dieser Angriff führte zur völligen Vernichtung der Zhao-Armee in der Schlacht von Changping. Hierbei wurden die Soldaten der Zhao-Armee in einem Hinterhalt eingekesselt.

Nach 46 Tagen Belagerung, versuchte die Armee Zhaos auszubrechen, was jedoch scheiterte. Ein weiterer finaler Ausbruchsversuch führte zum Tod von General Zhao Kuo. Danach ergaben sich die verbliebenen Truppen des Zhao-Reiches. Um einer Revolte und der Versorgung dieser Truppen zuvor zu kommen, wurden die sich ergebenden Soldaten lebendig begraben und exekutiert. Diese Schlacht zählt zu einer der blutigsten in der gesamten Weltgeschichte. Historische Quellen sprechen von 450.000 Verlusten auf der Seite des Zhao-Reiches und von 250.000 Verlusten auf der Seite der Qin. Auch wenn diese Zahlen deutlich übertrieben sind, dürften die beiden Armeen zahlenmäßig deutlich über dem Niveau europäischer Armeen zu dieser Zeit gelegen haben.

An einigen Punkten im heutigen Handan und in dessen Umgebung lassen sich Zeugnisse aus der oben beschriebenen Zeit besichtigen. Unter anderem lässt sich im Zentrum der Congtai Park besuchen. In diesem sehr gepflegten Park befindet sich eine kleine Festung. Diese diente als zeremonieller Ort für die Verabschiedung von Truppen in den Krieg. Ein weiterer wunderschöner Park liegt weiter westlich in der Stadt. Dies ist der Zhaoyuan Park, der sich über eine Fläche von 773.000m³ erstreckt. An dessen Stelle befanden sich während des Zhao-Reiches Exerzierplätze und einige Produktionsstätten.

Doch den krönenden Abschluss für das Sightseeing in Handan und Umgebung ist die antike Stadt Guangfu im Nordosten von Handan. Leider fehlte mir bisher die Zeit zur Besichtigung dieser antiken Stadt. Doch den Bildern nach zu urteilen lohnt sich ein Besuch eben dieser. Da ich noch nicht selbst dort gewesen bin, werde ich von Bildern absehen und ihr einen eigenen Artikel widmen, sobald ich selbst vor Ort gewesen bin. Es sei soviel gesagt, dass sich die Stadt über 1.5m² erstreckt und vollständig ummauert ist.

Falls ihr weitere Details oder Informationen Rund um das Zhao-Reich und oder Handan habt, lasst einen Kommentar da und ich werde versuchen die Fragen zu beantworten.