Terrakotta-Krieger

Qin Shihuangdis Mausoleum

Am 18. März 2018 war es endlich so weit. Meine Frau und ich machten uns auf, um das berühmte Mausoleum von Qin Shihuangdi zu besichtigen. Wenige Kilometer östlich von Xi´an befindet sich der enorme (bis heute ungeöffnete) Grabhügel von Qin Shihuangdi und dessen Mausoleum. Qin Shihuangdi war der erste chinesische Kaiser, welchen Ich schon im Artikel über Handan erwähnt hatte. Er war der Herrscher über das damals herrschende Qin Reich und ist der erste Kaiser der Qin Dynastie.

Der Bau des Mausoleums begann im Jahr 246 v. Chr. und 210 v. Chr. wurde der Erste Kaiser Chinas darin beigesetzt. Diese monumentale Grabanlage ist bei den meisten Menschen im Westen unter dem Namen der Terrakotta-Armee bekannt und dürfte zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in ganz China zählen. Die enorme Anlage zählt zu den größten Grabanlagen weltweit und sticht vor allem durch den enormen Aufwand bei seiner Errichtung hervor. Denn jede einzelne der vielen 1000 Figuren ist mit eigenen Gesichtszügen versehen.

Für den Bau wurden tausende von ausgemusterten Soldaten sowie tausende Sklaven herangezogen. Einige Schätzungen gehen von ca. 700.000 Arbeitern aus. Die Grabanlage besteht aus mehreren Teilen. Der bekannteste davon ist die Aufstellung der vielen Terrakotta-Krieger in Reih und Glied. Diese stehen in langen Korridoren. Beim Bau wurden diese Korridore aus gestampfter Erde errichtet und mit Stützbalken versehen. Auf diesen wurde die Deckenkonstruktion gelagert. Die Decke wurde aus Erde und Mörtel in verschiedenen Lagen aufgeschüttet. Der Boden, auf dem die Kriegerfiguren stehen, wurde mit Ziegeln ausgelegt und bildet selbst heute noch eine zementharte Standfläche.

Heute kann man drei Gruben besichtigen. Die Gruben Nr. 1 & 2 beinhalten Truppenteile und Grube Nr. 3 enthält einen Kommandostand. Da der Erste Kaiser vor Fertigstellung der Anlage verstarb, blieb die Grube Nr. 4 unvollendet wurde nicht verwendet. Leitende Wissenschaftler, die mit den Ausgrabungen betraut sind, vermuten, dass der Bau nur ca. 10 Jahre dauerte, da sich der Stil der Figuren, Tongefäße und anderer Gegenstände nicht veränderte. So ist bis heute nicht restlos geklärt, ob die Anlage tatsächlich abrupt beendet wurde. Beziehungsweise, ob der Bau wirklich von 246 bis 210 v. Chr. gedauert hat. Zur besseren Einordnung, wann das war, sei gesagt, dass Julius Cäsar im Jahr 100 v. Chr. geboren wurde. Und von 264- 241 v. Chr. fand der erste Punische Krieg zwischen Rom und Karthago statt.

Die gesamte Mausoleums Anlage von Qin Shihuangdi erstreckt sich über die gewaltige Fläche von 56 Quadratkilometern. Auf dieser Fläche nimmt die Terrakotta-Armee nur einen winzigen Anteil ein. Das größte Gebäude auf dem Areal war die Palastanlage für den Kaiser. Es wird vermutet, dass er auch im Leben nach dem Tod alle Annehmlichkeiten und Machtansprüche behalten wollte. Von dieser Palastanlage ist heute jedoch nicht mehr viel zu sehen. Und so dominiert der gewaltige Grabhügel das Gelände. Die Terrakotta-Armee mit ihren über 7000 Figuren und Streitwagen sollte dem Kaiser auch im Leben nach dem Tod die Macht sichern und den Palast bewachen.

Die größte Grube mit ca. 14.000 Quadratmetern umfasst ungefähr 6000 Figuren und 40 Streitwagen, sowie vier Pferde pro Wagen. Bisher ist sind nur wenige Figuren wirklich ausgegraben worden. Denn die Forscher versuchen eine Methode zu entwickeln, welche es möglich machen soll, dass die Farbe der Figuren nicht zerstört wird, sobald die Figuren mit Sauerstoff in Kontakt kommen. Denn jede einzeln der Figuren war nicht nur lebensecht, sondern auch noch individuell mit Gesichtszügen ausgestattet und bemalt. Weitere 1200 Krieger und 89 Streitwagen befinden sich in der zweiten Grube. Der Kommandostand umfasste hingegen nur 78 Figuren. Anhand der Individualität der Figuren lässt sich auch der Rang der Soldaten erkennen, sowie mit welchen Waffen sie bestückt waren. Alle hölzernen Bestandteile, so auch die Streitwagen sind heute nur noch als Abdruck vorhanden und haben sich zersetzt.

Durch den monumentalen Grabhügel war lange Zeit die Lage von Qin Shihuangdis Grab bekannt. Die Entdeckung der Terrakotta-Armee 1974 war jedoch eine Sensation und geschah zufällig, als zwei Bauern beim Bau eines Brunnens, darauf stießen. Denn keine der historischen Quellen nennt die Terrakotta-Armee. Und so wurde kurz nach der Entdeckung mit der Untersuchung begonnen. Die mit Figuren bestückten drei Gruben wurden überbaut, sodass sie von Wind und Wetter geschützt sind. Die gebauten Hallen überdachen auch die bis heute nicht freigelegten Bereiche. Bis jetzt sind nur ungefähr 1/4 der Anlage ausgegraben.

Die bisher nicht freigelegten Bereiche werden von den Archäologen für Restaurierungsarbeiten der Figuren verwendet. So bekommt man auch als Besucher ein Gefühl, wie die Figuren wieder zusammengepuzzelt werden. Eine vollständige Soldatenfigur bringt stattliche 150-200kg auf die Waage. Die Pferdefiguren deutlich mehr

Bei der Freilegung der Anlage wurde auch festgestellt, dass diese in Brand gesteckt wurde. So wurden großflächige Brandspuren gefunden und zahlreiche Trägerbalken sind verbrannt, sodass die Deckenkonstruktion eingestürzt ist und die Figuren unter sich begrub. Dadurch müssen die Figuren mühsam wieder zusammengesetzt werden. So sind bisher in der großen Halle mit den vielen Figuren bisher nur ca. 1100 Figuren ausgegraben worden und wieder zusammengesetzt worden.

Ein Besuch in Xi´an lohnt sich somit nicht nur wegen der imposanten Stadtmauer und der schönen Altstadt, sondern auch wegen dieser unglaublichen Sehenswürdigkeit. Wenn man in der größten Halle vor den 1100 Terrakotta-Kriegern steht ist das wirklich ein atemraubendes Gefühl.